Ich halte absolut nichts von Fußball, oder eigentlich, es ist der Bereich, in dem ich so gar keine Meinung habe, mir nie eine bilden wollte – bisher. Meinem allgemeinen sportlichen Desintresse ist es geschuldet, dass ich seit ich denken kann und daher mittlerweile unbewusst das systematische Nichtwissenwollen forciere (praktisch: Sportteil wird vor dem Lesen als erstes aus der Zeitung sortiert). Vielleicht liegt es an der Sprache, vielleicht an der Ästhetik die ich als Ausdruck des Fußballs noch einmal mehr nicht teile. Sicher müsste man der Fairness halber Körperliches und Verbales der Fans, von dem der Sportler/innen selbst getrennt betrachten und ferner die dritte Gruppe der Sportberichterstattung, welche (auch das wieder eine Bioimplikation meinerseits) oft schmerzhaft provinziell ausfällt.
So überhörte ich und doch auch nicht die gestrigen Beglückwünschungen seitens einer Kassiererin gegenüber einem Secondhand-Trikot-Käufer: „na dann, viel Spass heute Abend beim Spiel!“. Naturgemäß habe ich den Auftakt als dann nicht verfolgt, im Zurückradeln von einer abendlichen Filmveranstaltung holte mich die Realität doch ein, wonach ich dann ordnungsbürgerlich empört (und bestärkt durch die beliebte Verwechslung von Sport und Faschismus) ausrufen könnte: blockierte Radwege durch Publicviewer/innen, das geht ja gar nicht! Oder aber: scheinbar hat es mit dem affektierten Bäuchereiben etwas auf sich, sodass sich eine Betrachtung – wenn auch nicht die des Spiels als Spiel, doch aber die jenes sich abspulenden, gesellschaftlichen Theaters – lohnen könnte.
Lange Vorrede, nun zu einem Audiobeitrag, zu dem ich mich dann doch noch hin- und einwenig mitreißen konnte, das Kulturgespräch: Weltmacht Fußball 2010 im dradio. Über die Politik im Fußball, FIFA, Patriotismus, Poesie. Mit von der Partie sind Detlef Claussen, Gunter Gebauer, Volker Kronenberg – falls die jemand kennt.